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Post by che68 on Aug 13, 2020 15:28:44 GMT
Auf Facebook bin ich auf eine Diskussion gestossen, einen Beitrag will ich hierrein kopieren, es umfasst mehrere Themen hier im Forum. Sicher hat jeder seine eigene persoenliche Meinung und vor allem Situation und "die Zukunft liegt in Finsternis" gilt hier wohl besonders. Wie viele von uns koennen wir ja nun nicht wie eine Schnecke weiterziehen. Einige in meinem Umkreis, die auch hier im Forum sind, behalten Ihre Wohnungen hier, andere haben verkauft und sind weggezogen. Letzteres ist keine Opion fuer mich. Ja was bringt die Zukunft? Hier nun der Beitrag aus FB.:
Hallo,
Ich folge dieser Gruppe erst seit ein paar Tagen und finde es hilfreich, dass es hier noch einige gibt, die sich in Uk noch wohl fühlen. Bei mir ist das leider nicht so. Ich persönlich habe das Gefühl, dadurch wie das Land mit Brexit und Covid umgeht, total den Blick für das Gute verloren zu haben und mein Alltag nur noch aus extremer Zukunftsangst und dem Gefühl hier nicht sicher oder willkommen zu sein (Jobbedingt, Gesundheitssystem, harter Brexit etc.) besteht.
Ich denke, wenn ich hier alleine wäre, wäre ich schon vor langer Zeit weggezogen. Ich habe aber einen britischen Mann, schulpflichtige Kinder, ein Haus, das wir zuhause nennen. Ich habe viel Kraft und Zeit investiert und viel in Deutschland zurück gelassen, um hier als Familie anzukommen. Leider scheint das nicht zu klappen.
Ich habe bis März noch als Supply teacher gearbeitet, aber sobald meine Agentur Wind davon bekommen hat, dass Schulen schließen werden, wurde mir gekündigt. Jetzt habe ich keine Ahnung wo ich anfangen soll.
Was hilft euch, euch hier noch wohl zu fühlen? Wie habt ihr hier Jobs gefunden, die euch Sicherheit und das Gefühl von Sinn geben? Ich habe nur pre-settled Status und erst in 2 Jahren die Möglichkeit settled Status zu beantragen. Ich habe das Gefühl, es ist die letzte Chance das Ruder nochmal umzudrehen und es hier doch zu schaffen, aber ich weiß einfach nicht wo ich anfangen soll.
Ich würde mich über einen Gedankenaustausch sehr freuen, in der Hoffnung, dass wir hier als kleine Deutsch-Britische Familie doch noch ankommen. 😥
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Post by klauspw on Aug 13, 2020 16:29:29 GMT
Leben im UK ab 2021? Schwierige Frage aber eins ist, sicher das Leben geht weiter! Ich moechte hier nicht breit meine persoenliche Situation diskutieren - aber mein erster Gedanke war immer Sicherheit als Auslaender, deswegen hatte ich schon 1985 PR und dann 2016 (ref year) die SB hier. Familie hier ist britisch, habe immer gearbeitet, Haus und jetzt in Betriebsrente. Im Grunde bin ich froh das ich nach UK ging (wusste damals nicht genau warum) denn das Land hat mir so viele Moeglichkeiten geboten die ich wahrscheinlich in D nicht gehabt haette. Als Schueler hatten wir immer anglophile Lehrer und das Land und Sprache als solche waren mir nie fremd gewesen. Natuerlich bin ich stinksauer was hier vor sich ging und geht aber ich moechte jetzt nicht alles verteufeln wie es manche Leute in Foren und Gruppen jetzt machen. Also fuer mich ist es "stay".
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rbu198
New Member
Hallo Zusammen!
Posts: 3
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Post by rbu198 on Aug 13, 2020 20:54:06 GMT
Hallo che68
in der Tat ist es eine sehr bewegte Zeit, in der wir leben. Alles kommt zusammen. Brexit, Covid, Trump, China, Klimawandel und, und, und. Das Gefühl von existenzieller Verunsicherung ist sicherlich Teil des neuen Zeitgeistes. Allerdings sollte man nicht vergessen, das ein Gefühl existenzieller Verunsicherung nicht unbedingt neu ist. Zum Beispiel gab es vergleichbare Gefühle im Westen wohl auch zu Hochzeiten des Kalten Krieges, von anderen Krisen (und Kriegszeiten)in der Vergangenheit ganz zu schweigen.
Ein Tapetenwechsel, oder Wandel muss nicht schlecht sein. Die heutigen Herausforderungen zwingen Menschen, mit alten Gewohnheiten zu brechen, sich neuen Herausforderungen zu stellen, und sich zum Teil, nolens volens, auch neu zu erfinden. Das muss nicht schlecht sein. Aber dafür braucht man meines Erachtens nicht unbedingt das Land zu wechseln. Ich würde auch nicht so weit gehen, und GB vollständig abschreiben. Nachbar's Rasen erscheint immer grüner als der Eigene. Deutschland ist meines Erachtens nicht die einzige Antwort auf die obigen Themen. Da gibt es sicherlich auch Vieles, was nicht harmoniert. Und was das Deutsche Gesundheitssystem angeht, so musste ich nach familiärer Erfahrung meine Meinung auch revidieren.Da ist meines Erachtens einiges im Argen. Auch wenn ich das vorher für unmöglich gehalten hätte, da das Narrativ vom oh so schrecklichen Gesundheitssystem in GB (im Vergleich zu DE) so weit verbreitet ist.
Wobei ein Umzug zurück in die Heimat sicherlich gewisse Vorteile, zumindest kurzfristig bringt (wirtschaftiche Gesamtlage?). Aber der Erfolg eines Rückzuges nach DE hängt meines Erachtens von vielen komplexen Faktoren ab. Letzten Endes kommt es auf viele Faktoren an, einige sehr persönliche, und andere weiter gefasste: Familie, Freundeskreis, persönliche Interessen, Lebenssituation, Beruf und berufliches Umfeld, Wirtschaft. Mit anderen Worten, der Erfolg eines Rückzugs nach DE hängt nicht nur von politisch, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren ab, sondern auch, und gerade von sehr persöhnlichen (tragfähige Netzwerke zum Beispiel).
Meine Antwort auf Deine Frage stay/go ist: versuche Dich nicht von zu vielen, negativen Dingen beeinflussen zu lassen. Konzentriere Dich auf das wesentliche. Und nicht die Zuversicht verlieren; Du bist wirklich nicht allein mit Deinen Zweifeln und Fragen. Ganz im Gegenteil. Dieses Infragestellen des Grossen und Ganzen, die ist mittlerweile zu einem ganz normalen Teil unserer Zeit geworden. Aber die Sinnfindung, die fängt meines Erachtens ganz unabhängig davon immernoch im Alltäglichen an.
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Post by kreuzberger on Aug 17, 2020 17:09:09 GMT
Ich habe bis Ende 2019 die Aufregung vieler Deutscher, vor allem im alten Forum, ueber den Brexit nicht nachvollziehen koennen. Ich hatte die Briten bis zu meinem Wegzug 2012 als freundliches, weltoffenes Volk erlebt und gedacht, der alte Pragmatismus, die politischen Leitlinien am wirtschaftlichen Nutzen auszurichten, werde die Folgen abmildern.
Da habe ich mich wohl gruendlich getaeuscht. Ich muss im Nachhinein denjenigen Recht geben, die 2017/18 die Koffer gepackt haben. Aufgrund meiner langen Abwesenheit fehlt mir das Gefuehl fuer die Stimmung im Land.
Es gibt einen Trend der westlichen, vielleicht sogar der ganzen Welt, mit dem Volk als Souveraen keine adaequaten Problemloesungen mehr finden zu koennen. Mit Blick auf Grossbritannien scheint Nachbars Rasen nicht mehr so gruen zu sein, wie wir es noch aus Asterix-Heften kennen, sondern mit zunehmender Geschwindigkeit zu versteppen.
Am Beispiel Covid zeigt sich das Unvermoegen unserer Regierungen besonders deutlich. Schnell gegoogelt nach einer Statistik zu den fuehrenden Todesursachen fuer das UK und ich lande auf einer Seite mit COVID-19, Spotlight Covid-19, Coronavirus roundup etc pp und auch noch Suicide Rates. Seit Anfang Mai gab es etwa 6000 Todesfaelle durch Covid. Die Bemuehungen zum Glaetten der Kurve im Maerz und April waren sinnvoll. Aber nun hat sich das Geschehen auf einem Niveau eingependelt, wo man aufs Jahr hochgerechnet mit etwa 20,000 Toten rechnen muss. Aus der Regierungsstatistik zu fuehrenden Todesursachen von 2018: Cerebrovascular 12k, Chronic respiratory 15k, Dementia Alzheimer 22k, Influenze Pneumonia 12k, Heart Disease 32k, Lung Cancer 15k. Man kann vernuenftigerweise erwarten, dass Covid im Langzeittrend nicht die fuehrende Todesursache des Jahres 2020 werden wird. Ich vermute, bei nuechterner Betrachtungsweise waeren das Alkohol und Zigaretten. Im Jahr 2018 gab es insgesamt 542k Todesfaelle, womit die geschaetzten 20k Covid Langzeittrend gerade mal 3.7% insgesamt ausmachen.
Das soll nicht heissen, dass man wie Boris im Maerz 2020 nichts gegen Covid 19 unternehmen sollte. Aber ich wage zu bezweifeln, dass der fast ausschliessliche Fokus auf Sensationsmeldungen der Medien angemessene Reaktionen ermoeglicht. Wo sind die taeglichen Alarm-Meldungen zu den 96.3% sonstigen Todesfaellen? Was ist die Langzeitstrategie gegen Covid? Momentan sieht es ja so aus, als muessten wir uns dauerhaft auf Einschraenkungen vorbereiten, nachdem Impfungen kaum einen Erfolg versprechen.
Einfach nur noch gruselig, wie der immer noch bevorstehende Brexit im Covid-Rauschen untergeht. Noch ist das UK im Rahmen des Transition Agreements ein Mitglied der Zollunion. Die Wirtschaft ist bereits durch Covid bzw den Aktionismus gegen diese Krankheit um 20% eingebrochen. Nun scheint man einen Hard Brexit achselzuckend draufsatteln zu wollen. Wer es irgendwie vermeiden kann, sollte sich das nicht geben.
Wobei ich es natuerlich verstehe, dass viele nicht wegziehen koennen. Jede Krise bietet auch Chancen und es wird bestimmt irgendwann wieder besser. Viel Glueck und alles Gute!
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Post by klauspw on Aug 18, 2020 14:40:10 GMT
Ab und zu treffe ich Landsleute die jetzt viel jammern ueber Brexit (sowieso) und wie schlimm sie jetzt behandelt werden. Hab schon einigen gesagt das sie immer noch frei entscheiden koennen was sie machen wollen (im Rahmen des Moeglichen). Wenn ich in Idlib/Syrien im Fluechtlingslager sitze haette ich keine Wahl wer mich bombardiert, oder wer mir Asyl gewaehren wuerde. Man sollte doch ein wenig gluecklich sein das man generell im UK und in der EU nicht fuerchten muss von der Regierung drangsaliert zu werden, von der Polizei wegen politischen Sachen um 5 Uhr morgens verhaftet zu werden, usw, usf. OK jetzt gibts wahrscheinlich Einige die mir das Gegenteil beweisen wollen. Muss gestehen einige Diskussionen die ich hatte gingen mir auf die Nerven ....
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Post by kreuzberger on Aug 20, 2020 18:01:50 GMT
Klaus, ich hab genauso gedacht, dass das UK letztlich ein zivilisiertes Land bleiben wurd, in dem sich gut leben lässt trotz Brexit.
Ich stelle das aber nun in Frage, weil EU-Bürger mit pre-settled Status nun gegenüber Briten bei der Jobsuche benachteiligt sind. Überdies Covid-19 im UK einen stärkeren wirtschaftlichen Einbruch nach sich zu ziehen scheint als anderswo und die Folgen des zu befürchtenden Hard Brexit noch anstehen. Darüber hinaus die Auswirkungen von Covid aufs tägliche Leben mit der dunklen Jahreszeit zunehmen dürften, weil sich Aktivitäten in geschlossene Räume verlagern.
Wobei ich keine Antwort auf die Frage weiss, wo der kommende Winter angenehm sein wird. Hier in NA kann man Chaos in den USA erwarten. Leider kann ich kein Schwedisch, sonst wäre das meine erste Wahl.
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Post by lars on Aug 21, 2020 21:24:37 GMT
Ich finde es schwierig, mich in dieser Frage deutlich festzulegen. Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl, obwohl ich zugeben muss, dass mein Wohnort (Brighton) vielleicht auch ein bisschen eine Bubble ist und nicht unbedingt repräsentativ für das ganze UK. "Jede Krise bietet auch Cahncen" habe ich hier gelesen und ich denke, dass das stimmt. Ich werde jedenfalls bleiben.
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Post by GlobetrotterMat on Oct 4, 2020 9:57:55 GMT
Hallo,
Da das Brexit ab 2021 wirklich in Kraft tritt, halte ich es nicht für eine gute Idee, im Vereinigten Königreich zu bleiben. In der Tat wird alles teurer werden, weil es nicht mehr die vorteilhaften Preise in der Europäischen Union gibt. Die Grenzübergänge werden noch komplizierter sein. Ich weiß nicht, ob das Vereinigte Königreich ein Programm zur Unterstützung von Expatriates haben wird. All dies ist also mit Vorsicht zu genießen.
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Post by klauspw on Oct 4, 2020 10:45:06 GMT
Hallo, Da das Brexit ab 2021 wirklich in Kraft tritt, halte ich es nicht für eine gute Idee, im Vereinigten Königreich zu bleiben. In der Tat wird alles teurer werden, weil es nicht mehr die vorteilhaften Preise in der Europäischen Union gibt. Die Grenzübergänge werden noch komplizierter sein. Ich weiß nicht, ob das Vereinigte Königreich ein Programm zur Unterstützung von Expatriates haben wird. All dies ist also mit Vorsicht zu genießen. Hallo und willkommen bei DiL - vielleicht moechtest Du Dich auch vorstellen? deutsche-in-london.freeforums.net/thread/12/vorstellungWeiss nicht was Du mit "Unterstützung von Expatriates" meinst - vielleicht fuer EU Buerger im UK? Vor ein paar Tagen war ich auf einem Videocall fuer Briten in DE ueber die anstehenden Aenderungen, mit Teilnehmern von der brit. Botschaft, den zustaendigen dt. Regierungsstellen und einigen Organisation der Briten in DE. Dort wurde auch mitgeteilt das u.a. der RAFA(?) Verband dort extra finanzielle Unterstuetzung bekommen wird um britische Buerger zu beraten. Es gibt ja viele Ex-Service die nach ihrer Dienstzeit einfach in DE geblieben sind, oftmals ohne sich zu registrieren lassen.
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Post by londonfan12 on Oct 8, 2020 9:11:36 GMT
Hey, Ich bin mir auch noch unsicher, ob ich in der Uk bleiben soll nach dem Brexit. Aber im Endeffekt, kann man bis jetzt nur darüber spekulieren, wie sich das Leben hier verändern wird. Deshalb bleibe ich einfach hier, warte den Januar ab und entscheide danach wie es weitergeht
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Post by che68 on Oct 8, 2020 17:57:42 GMT
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Post by klauspw on Oct 8, 2020 18:53:10 GMT
Hab den Artikel auch gelesen - nichts ueberraschendes wirklich - leider ist da immer noch zu viel Verzerrung und Unwissenheit in der britischen Oeffentlichkeit. Man muesste den Leuten mal erklaeren das alle EU27 Buerger voll Freedom of Movement haben, das schliesst natuerlich auch die Briten ein die auch eine EU SB haben. Leider nicht die Briten die keine haben. Es soll sogar noch Leute hier geben die glauben es gibt noch eine Sonderregelung fuer die Briten.
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Post by kreuzberger on Oct 8, 2020 23:02:12 GMT
Bei Covid sind auch alle für Grenzschliessungen. Da laufen ganz ähnliche Denkmuster ab. So wie man die Probleme am britischen Arbeitsmarkt und im Sozialsystem Ausländern in die Schuhe schiebt, sind eben diese auch an der Verbreitung des Virus schuld. Das Virus und die EU kamen aus dem Ausland, also müssen Ausländer raus um beides loszuwerden.
Mit sachlichen Argumenten kommt man da nicht weiter.
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Post by hafi on Oct 10, 2020 12:35:18 GMT
In dem Artikel stand vor allem, dass die Zahl der Gegner von Free Movement von drei Viertel 2016 auf zwei Drittel heute zurückgegangen ist.
Es wundert mich eigentlich nicht, dass nach Jahrzehnten der Anti EU Propaganda viele Briten den Vorteil des Gesamtpakets EU Mitgliedschaft nicht oder nicht mehr sehen. To play devil's advocate, das Ende der Freizügigkeit bedeutet nicht "Ausländer raus" sondern gleiche Visa-Regeln für alle, die sich in UK niederlassen wollen. Das lässt sich gut verkaufen als "Fair Play". Die Kehrseite der Medaille ist natürlich der Verlust des freien Verkehrs von Geld, Waren und Dienstleistungen, aber das fällt den Bürgern jetzt noch nicht auf.
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