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Post by che68 on Nov 9, 2021 19:26:15 GMT
Nun sind sicher nicht alle hier Haus oder Wohnungseigentümer, aber wohnen das betrifft und alle! Der Klimawandel auch, sollte zumindest so sein. Meine Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen und einiges ist auch noch nicht ausgereift. Aber, das ist hier ja ein gemeinsames Forum, warum soll ich das alles Alleine machen. So was wisst Ihr, bzw. Du (Ja, DU!) zu Wärmepumpen, Solarzellen und all dem was dazugehört ?
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Post by hafi on Nov 12, 2021 14:55:40 GMT
Ich bin absolut für net zero, aber relativ ratlos was die Umsetzung als Hauseigentümer angeht.
Wärmepumpen finde ich problematisch nachzurüsten. Die Pumpe braucht Platz draußen, unterirdisch ist oft nicht möglich, also Wärmeentzug aus der Außenluft in der Hoffnung dass es dafür nicht zu kalt wird. Dann ist die Energie geringer, d.h. es müssen ggf. neue Heizkörper eingebaut werden. Um die Pumpe zu betreiben braucht es Elektrizität, die dann wieder in Gaskraftwerken produziert wird. Die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe liegen bei ca. 15k, selbst für die Wenigen, die staatliche Zuschüsse bekommen, ein teurer Spass. Kosteneffektiv ist die Investition jedoch nicht, die monatlichen Kosten bleiben annähernd gleich, vor allem für zugige Altbauten. Alles in allem ziemlich viel Hype, aber nicht viel dahinter.
Wir haben vor Kurzem unseren alten Boiler ausgetauscht und (s.o.) uns dann für einen sehr energiesparenden neuen Gasboiler entschieden. Meiner Meinung nach wäre es besser, wenn man schon komplett umrüstet, dann auf Fernwärme oder Solar, um nicht den carbon footprint einfach nur woanders hin zu verschieben.
Die Heizung oder zumindest Hauselektrik komplett auf Solar umzustellen würde ich gern tun, momentan hat u.A. Hausisolierung Vorrang, neue Fenster etc. Solarzellen würden außerdem bedeuten, dass das Dach, das noch aus Edwardischer Zeit stammt, neu gedeckt werden muss.
Cavity Wall Insulation ist dann auch so ein Problemthema. Wie habt ihr das gelöst? Die Hanseln, die von Tür zu Tür eingesprühten Plastikschaum als Ideallösung präsentieren, weisen nicht darauf hin dass bei alten Hohlwänden das Resultat dann Wärmebrücken sein können und die tolle Isolierung außerdem zu feuchten Wänden führen kann (wir haben noch Kalkputz). Ich hoffe mal, mit neuen Fenstern in ein paar Jahren und durch Stopfen/Neuverputzen/Fussbodenverlegen aller kalten Stellen lässt sich das Problem weitgehend beheben.
Meine leider etwas langen 2 pence,
Hafi
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Post by che68 on Nov 12, 2021 18:29:09 GMT
Hafi das ist ein guter Einstieg! Wir sollten mal versuchen alle Informationen zusammen zuführen. Da gibt es sicher noch viel, Solar und Wärmepumpe gehören zusammen. Das eine ohne das andere macht keinen Sinn. Ich bin da noch nicht auf den neusten Stand der Entwicklung, bin auch kein Fachmann.
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Post by jensemann on Nov 13, 2021 23:54:16 GMT
Dem vielen Hype muss ich leider zustimmen. Das Haus meiner Großeltern wurde von Koks auf Öl und dann auf Gas umgestellt. Jeder Schritt sparte Geld, brachte mehr Komfort und war ein Drop-In-Replacement, dass sich auf Arbeiten im Keller reduzierte. So ist es mit Wärmepumpen, egal ob Luftwärmepumpe oder Geothermie leider nicht. Speziell für die oft sehr alte Bausubstanz in UK mit dünnen Wänden und einfachverglasten Fenstern sehe ich da eher schwarz. Wärmepumpen befeuern dir einfach keine schlecht gedämmte Wohnung und Dämmung ist so ungleich viel einfacher gefordert und gesagt als getan. Wärmepumpen heizen dir nicht von jetzt auf gleich die kalte Bude auf, sondern bauen allmählich wärme auf, solange diese eben nicht durch schlechte Dämmung oder gar Zugluft schneller flöten geht. Für Neubauten gerne, aber selbst da nagt bei mir etwas Zweifel, weil der Klimawandel auch den Golfstrom schwächt, wodurch das beiheizen durch sehr kalte Winterepisoden eher zu als abnehmen könnte. So eine Heizung braucht man ja nun einmal nicht für den Temperaturmittelwert, sondern vorrangig für die kältesten Phasen und dann muss sie einfach liefern können.
Die hohen Aufwände der Energetik tragen in Deutschland übrigens auch stark zu den hohen Baukosten wie laufenden Betriebskosten und damit auch zu generell teurem Wohnraum bei. Wirkliche Dämmung ist einfach was anderes als Fenster tauschen, wobei selbst das nicht mal immer so unproblematisch zu bewerkstelligen ist. Wenn ich jetzt an den ganzen Pfusch mit Schimmelbildung durch verschobene Taupunkte durch unsachgemäße Fassadendämmung denke, werde ich nur noch skeptischer. Seien wir mal ehrlich: Wir haben kein Drop-In-Replacement. Der flächige Austausch in alter Bausubstanz, wie sie in UK eher üblich ist, ist ein Mammutprojekt, bei dem nicht nur Heizungsbauer gefordert sind, sondern auch andere Experten, die es in der Anzahl im Land nicht einmal gibt. Das soll alles nicht heißen, dass die Wärmedämmung nicht wichtig ist, aber man muss auch die baulichen Realitäten berücksichtigen.
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