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Post by kreuzberger on Nov 23, 2022 11:39:03 GMT
Für Brexitannien wäre die schottische Unabhängigkeit der Anfang vom Ende. Deswegen wollen die Tories in London ein neues Referendum gar nicht erst zulassen. Ich kann aber auch Sturgeons Sicht nachvollziehen, dass Partner einer freiwilligen Gemeinschaft so nicht miteinander umgehen. Allerdings erinnert mich diese Beharrlichkeit an die Partie Québécois, die immer noch nicht glauben mag, dass wegen der schmelzenden frankophonen Basis des Landes keine grossen Erfolgsaussichten für die Unabhängigkeit bestehen.
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Post by klauspw on Nov 23, 2022 17:58:58 GMT
Niemand dachte daran die notwendigen Exit-Klauseln in die Acts of Union von anno 1700 einzubauen. Das geschah auch nicht als die Gesetze zur Devolution von Schottland, Wales und NI konstruiert wurden. Da kann auch nicht der Supreme Court dran ruetteln - die werden sich hueten in die Politik einzugreifen aus eigener Initiative. Und den Konservativen stoert das nicht, denn sie wissen das Schottland natuerlich am Westminster-Tropf haengt. Natuerlich kein Trost fuer die Anhaenger der Unabhaengigkeit ....
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Post by che68 on Nov 23, 2022 18:57:32 GMT
Kein Trost für die Anhänger der Unabhängigkeit und kein Sieg für Die Demokratie.
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Post by london1 on Nov 24, 2022 18:33:41 GMT
Ich bin ganz froh darueber, dass dieses Referendum nicht stattfinden wird. Es bringt nur eine weitere Unsicherheit. Schottland unter der SNP waere meines Erachtens nicht lebensfaehig. Denkt man darueber nach wie lange die SNP schon an der Regierung ist, und was in Schottland alles nicht funktioniert, so frage ich mich wie dies als unabhaengiges Land funktionieren soll.
Einer der vermiedenen Punkte der SNP ist auch das Thema Staatsbuergerschaft. Oder glaubt hier jemand wirklich im Ernst Westminster wird tatenlos zusehen, wie etwas mehr als 5 Millionen Schotten in einem zukuenftigen unabhaenigen Schottland als "Exil Briten" bei jeder UK Federal Election per Absentee Ballot mitwaehlen darf und jede Federal Election mitbestimmen kann? Das geht sicher nicht, auch wenn das Thema bisher nicht angesprochen wird.
Wenn Schottland gehen will, muss auch Britische Staatsangehoerigkeit fuer Schottische Staatsangehoerigkeit ersetzt werden mit allen Nach- und vielleicht auch Vorteilen.
Und EU Mitgliedschaft ist einem unabhaenigem Schottland nicht garantiert, - auch wenn es sich viele einreden und zusammenreimen.
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Post by klauspw on Nov 24, 2022 21:35:23 GMT
Ach, im UK gibt's doch nichts Federales ... aber auch viele Commonwealthbuerger koennen sich bei allen Wahlen beteiligen.
Erst mal ist natuerlich die Frage ob die SNP diese Niederlage so einfach verdauen kann - denn ihr ganzes Kapital wurde doch auf IndyRef II gesetzt. Nach Ms Sturgeon's Abgang wird's bei der SNP sicher erst mal Nabelschau geben.
Dann wird Labour versuchen in das Vakuum einzusteigen, und die haben sich voll fuer die Union ausgesprochen.
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Post by london1 on Nov 24, 2022 21:53:11 GMT
Ach, im UK gibt's doch nichts Federales ... aber auch viele Commonwealthbuerger koennen sich bei allen Wahlen beteiligen. Erst mal ist natuerlich die Frage ob die SNP diese Niederlage so einfach verdauen kann - denn ihr ganzes Kapital wurde doch auf IndyRef II gesetzt. Nach Ms Sturgeon's Abgang wird's bei der SNP sicher erst mal Nabelschau geben. Dann wird Labour versuchen in das Vakuum einzusteigen, und die haben sich voll fuer die Union ausgesprochen. Nur Commonwealthbuerger die in UK selbst auch leben, d.h. unter UK Adresse im Electoral Register sind, duerfen waehlen, nicht jene die ausserhalb leben. Ich hoffe, auch das Labour in Schottland mehr an Stimmen gewinnen kann. Seitens der SNP fehlt mir halt sehr viel, was das Thema Independence betrifft, eigene Waehrung waere dann notwendig, mann will aber immer noch den British Pound verwenden, eigene Verteidigung, man ist aber gegen die U-Boote in Faslaine, Finanzierung des NHS, der kostenlosen Unis, und dem ganzen sozialliberalen Themen, ohne Gelder aus London. Die SNP lebt viel zu sehr in der Vorstellung, alles Schlechte geht nach London, alles Gute bleibt in Schottland, und vergisst dabei wieviel Westminster jedes Jahr in Schottland investiert. Die Rechnung der SNP fuer ein unabhaengiges Schottland geht fuer mich einfach nicht auf. Einzig das Argument von Demokratieseite wuerde ich zumindest verstehen, dass im Scottish Parliament knapp mehr als die Haelfte der Abgeordneten Independence favorisieren, - bei den Waehlern ist es aber kanpp umgekehrt, eine hauchduenne Mehrheit fuer den Verbleib in der Union.
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Post by kreuzberger on Nov 25, 2022 13:47:56 GMT
Unabhängigkeitsreferenden mögen ein netter demokratischer Zug sein. Grundsätzlich sind sie leider auch sehr teuer. Wenn man bedenkt, wieviel Energie allein mit der Organisation des Brexit-Votums verloren gegangen ist und mit dem Sieg für Leave fingen die Probleme erst an.
Sobald es über den Ausgang eines Referendums eine gewisse Unsicherheit gibt, werden Firmen wegen fehlender Planungssicherheit weniger investieren. Und ein möglicher EU-Beitritt Schottlands würde nach den Verwerfungen um die Unabhängigkeit gleich noch das Hickhack einer EU-Aussengrenze nach sich ziehen, für die es in NI immer noch keine rechte Lösung gibt.
So gesehen ist es denke ich eine vernünftige Entscheidung, wenn sich die Briten jetzt nicht noch eine Streitfrage einhandeln wollen. Was schottische Politiker nicht davon abhalten wird, weiterhin die Unabhängigkeit anzustreben, genau wie in Quebec.
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Post by london1 on Nov 25, 2022 21:18:34 GMT
Unabhängigkeitsreferenden mögen ein netter demokratischer Zug sein. Grundsätzlich sind sie leider auch sehr teuer. Wenn man bedenkt, wieviel Energie allein mit der Organisation des Brexit-Votums verloren gegangen ist und mit dem Sieg für Leave fingen die Probleme erst an. Sobald es über den Ausgang eines Referendums eine gewisse Unsicherheit gibt, werden Firmen wegen fehlender Planungssicherheit weniger investieren. Und ein möglicher EU-Beitritt Schottlands würde nach den Verwerfungen um die Unabhängigkeit gleich noch das Hickhack einer EU-Aussengrenze nach sich ziehen, für die es in NI immer noch keine rechte Lösung gibt. So gesehen ist es denke ich eine vernünftige Entscheidung, wenn sich die Briten jetzt nicht noch eine Streitfrage einhandeln wollen. Was schottische Politiker nicht davon abhalten wird, weiterhin die Unabhängigkeit anzustreben, genau wie in Quebec. Schon beim Indyref 1 hatten sich diverse Finanzdienstleister in Schottland geaeussert, im Falle von Independence Arbeitsplaetze aus Schottland abzuziehen, und nach England zu verlegen, - da dort die Mehrheit ihrer Kunden sitzt. Und dann gibt es noch div. Investitionen von UK in die Wirtschaft in Schottland, Auftraege an BAE Systems in Glasgow im Schiffsbau fuer die Navy, alles Arbeitsplaetze die verloren gehen. Unsicherheit und Unklarheit zieht auch nie Investitionen an. Die SNP wuerde sich nach einer Mehrheit fuer Independence ohnehin aufloesen, ihre Aufgabe ist erfuellt, und einen gross angelegten sozialliberalen Staat koennte man sich dann auch nicht leisten, Sturgeon wuerde irgendwo sich verstecken und diskret verschwinden, so wie bei Cameron nach dem Brexit Referendum.
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Post by snoopye1970 on Dec 27, 2022 10:20:38 GMT
Für Brexitannien wäre die schottische Unabhängigkeit der Anfang vom Ende. Deswegen wollen die Tories in London ein neues Referendum gar nicht erst zulassen. Ich kann aber auch Sturgeons Sicht nachvollziehen, dass Partner einer freiwilligen Gemeinschaft so nicht miteinander umgehen. Allerdings erinnert mich diese Beharrlichkeit an die Partie Québécois, die immer noch nicht glauben mag, dass wegen der schmelzenden frankophonen Basis des Landes keine grossen Erfolgsaussichten für die Unabhängigkeit bestehen. Hat man sich mal damit beschäftigt, was "Unabhängigkeit" wirklich bedeutet? Alle Verwaltungsfirmen, die Leute wie du "Staat" nennst, haben eine Gebietslizenz von der UNO und eine Lizenz zur Herausgabe von Personen = Pässen. Wenn Schottland "Unabhängig" sein will, bedeutet das nur, daß sie diese Lizenzen direkt erworben haben, oder das Geld haben, dieses zu tun. Sie wollen keine Gelder mehr an die Dachfirma Großbritannien zahlen. Das ist alles. Unabhängig werden sie damit aber nicht. Wer Lizenzgebühren abführen muß, ist nicht unabhängig. Und wer diese nicht bezahlen will, bekommt Restriktionen. Oder einen Krieg. So einfach ist das... Das Referendum würde ausschließlich der Rückversicherung dienen, damit die handelnden Akteure die Rückendeckung des Gebietes "Schottland" haben. Da mit einer eigenen Gebietslizenz zwischen England und Schottland eine echte Grenze mit Zollkontrollen errichtet werden müßte, wenn nicht lokale Verträge geschlossen werden. Im Falle von großen Problemen könnte Schottland sogar die UNO zur Grenzsicherung beauftragen... Das ist Commerz und alles sind nur logische Schlußfolgerungen. Die aber den Schlafenden der Bevölkerung, was wohl die Mehrheit sein dürfte, nicht klar ist, was die Konsequenzen solch einer Aktion ist. Andererseits kann ich verstehen, daß man nicht mehr gegenüber dem UK steuer- und bilanzierungspflichtig sein will.
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