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Post by flamingo on Apr 18, 2020 10:03:10 GMT
Schon klar, dieser Beitrag ist eher duester. Ich wohne seit vielen Jahren in London, meine Familie ist in Deutschland. Im Zuge der Pandemie habe ich ueberlegt: Was muesste mein Bruder tun wenn ich hier in London versterbe? Ich habe das zwar nicht vor, aber wuerde meinem Bruder gerne einen 'Aktionsplan' geben fuer den Fall der Faelle. Ich habe die 'basic facts' recherchiert, z.B. via www.citizensadvice.org.uk/family/death-and-wills/what-to-do-after-a-death/. Das spezielle an diesem Szenario ist dass mein Bruder 'von Deutschland aus' den Todesfall managen muesste, also nicht vor Ort waere. Meine Fragen an Euch Forumsmitglieder: 1. Kennt jemand Beerdigungsinstitute in London, die fuer solche Situationen Assistenz anbieten. Was ich mir vorstelle ist eine Vereinbarung, wonach im Todesfall das Beerdigungsinstitut den Tod registriert, und auch die weiteren Schritte (Transport in Leichenhaus, Verbrennung, Versendung Urne nach Deutschland) uebernimmt. 2. Kennt jemand eine Anwaltspraxis (zweisprachig deutsch-englisch), die fuer solche Situationen Assistenz anbietet (z.B. Administration des Nachlasses)? Sachdienliche Hinweise sind willkommen. Hoffentlich faellt mir im Laufe der Zeit noch ein erbaulicherer Forumsbeitrag ein
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Post by rayjoe on Apr 25, 2020 14:18:58 GMT
Will jetzt einfach mal eine Antwort schreiben, auch wenn ich nicht viel dazu beitragen kann, aber es bekümmert mich immer total, wenn solche wichtigen und guten Fragen gestellt werden, und es steht dann ewig so vermeintlich unbeachtet und tatsächlich unkommentiert oder unbeantwortet im Forum rum.
Ich halte das tatsächlich für eine sehr wichtige und praxisrelevante Angelegenheit! Hab auch schon mal auf den Seiten des konsularischen Dienstes (also der deutschen Botschaft) und bei internationalen Bestattung- bzw. Überführungsdiensten rumgesucht. Vermutlich scheint da zunächst das Beste zu sein, mit einem entsprechenden Bestattungsinstitut und einem Rechtsanwalt seines Vertrauens eine sichere Vorsorge zu treffen, dass dann auch alles so läuft, wie man sich das "wünschen" würde. Hoffen wir, dass das alles nur vorsorglich zu überlegen ist.
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Post by guterkerl on Apr 26, 2020 13:26:04 GMT
Sehr gute Frage. Aber kann man das nicht verallgemeinern? Was ist denn im Falle eines Todesfalles im Urlaub im Ausland? Mal überspitzt gefragt: Was passiert, wenn Du, wohnhaft in London, im Urlaub im Ausland, sagen wir irgendwo in Asien, verstirbst? Dafür muss es doch internationale Regeln geben. Leider ist meine Beschäftigung dahingehend noch immer auf der ToDo-Liste. Aber interessant ist das allemale.
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Post by anerley on May 8, 2020 17:08:02 GMT
Beerdigungsinstitute in London müssten mit solchen Fragen doch eigentlich sehr vertraut sein - hier gibt es doch so viele Leute, die in Heimatländer überführt werden möchten. Ich würde da einfach mal eins aussuchen und anfragen. Ich nehme an, du weißt, dass man sich hier die Asche aushändigen lassen kann. Wenn du also jemanden wüsstest, der auf deine Urne aufpasst, bis dein Bruder sie abholen kann, wäre das eine praktische Lösung. Ich kenne einige Leute, die die Asche ihrer Eltern zuhause haben. Und ein Freund von mir hat vor vielen Jahren die Asche seines Partners einfach im Auto nach Deutschland gebracht und dort auf dessen Wunsch auf dem Grab seiner Mutter verstreut. Ich habe mir schon mal die Angebote auf www.simplicity.co.uk/ angesehen - die bieten very basic funerals an. Ich müsste nur extra zahlen, damit meine Freunde die Urne mit meiner Asche ausgehändigt bekommen. Bei mir ist es übrigens umgekehrt: ich möchte auf keinen Fall nach Deutschland gebracht werden. Ich habe zwar noch einen Bruder, mit dem ich mich ganz gut verstehe, aber mit Deutschland verbindet mich nichts mehr. Meine Freunde wissen, wo sie meine Asche hier in London verstreuen sollen. Das ist ein schöner Gedanke, zu wissen, wo das sein wird.
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Post by flamingo on May 10, 2020 15:32:39 GMT
Vielen Dank für die Beiträge! Ich bin immer noch dabei, das Scenario (Todesfall hier, mein Bruder in Deutschland ist zuständig, hat begrenzte Englisch-Kenntnisse und kann nur bedingt nach England reisen) auszuarbeiten. Es ist komplizierter als ich gedacht habe - mir scheint, es wäre völlig unpraktisch, hier zu sterben! Eine Empfehlung der ich wohl nachgehen werde, ist ein Testament zu machen. Bin immer noch auf der Suche nach einem zweisprachigen Anwaltsbüro, das Erfahrung in ähnlichen Fällen hat. Eine Information die vielleicht für andere relevant ist: Es gibt eine 'Anwaltsdatenbank', wo nach Kriterien eine Anwaltspraxis gesucht werden kann: solicitors.lawsociety.org.uk/?Pro=TrueSuchkriterien z.B. Location, Area of Practice (z.B.: Private client - Probate), More Search Options: Language Spoken - German Sobald ich einen Aktionsplan für mein Scenario ausgearbeitet habe, werde ich das mitteilen. Aber es gibt noch einige Leerstellen zu füllen.
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Post by flamingo on Jun 6, 2020 15:00:19 GMT
Korrektur zum meinem Post vom 10.5.2020 - 'Anwaltsdatenbank' - solicitors.lawsociety.org.uk/?Pro=True. Ich habe ein paar Kanzleien angeschrieben, die gelistet waren als deutsch-sprachig. Es stellte sich dann jeweils heraus, dass niemand deutsch sprach. Die Angaben sind dort also wohl nicht 100% aktuell. -
Eine weitere neue Einsicht: Testament - ein Anwalt meinte, ich solle es nach deutschem Recht machen. Dies haengt mit dem englischen Konzept 'domicile' zusammen. Mein 'domicile' ist wohl immer noch Deutschland. Wuerde mich interessieren: Falls jemand in England wohnt und ein Testament gemacht hat - habe Ihr das nach deutschem oder englischem Recht gemacht? Deutsch waere natuerlich viel einfacher, weil ich es selber handschriftlich erstellen koennte, ohne Zeugen.
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Post by hafi on Jun 18, 2020 13:33:14 GMT
Haben wir noch nicht, aber da wir hier wohnen und beide britische Staatsbuerger sind - wohl nach englischem.
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Post by klauspw on Jun 18, 2020 15:32:36 GMT
Soweit ich das verstehe sind alle normalen rechtlichen Vereinbarungen die man regelmaessig hier macht immer unter UK Gerichsstand (mit Abweichungen fuer Schottland, etc). Vielleicht kann man einen Vertrag nach deutschem Recht in der Botschaft oder im Konsulat abschliessen, die gelten ja als deutscher Boden.
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bruno
Bronze Memb
 
Posts: 40
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Post by bruno on Jun 23, 2020 20:33:36 GMT
Ja, da sollte man sich Gedanken machen. Das hat noch Zeit denkt man sich...Aber es kann schnell gehen.
Ohne Testament, wurde mir gesagt, kassiert der Staat. Außerdem gibt es schon eine EU-Richtlinie (?) seit zwei Jahren (glaube ich) die das mit dem Testamenten klärt. Danach wird der Hauptaufenthaltsort als Testamentsort angesehen. Es gibt wohl eine Ausnahme, wenn es größeren Besitz (Immobilien) im anderen Land gibt. Zu beachten ist, dass es zum Beispiel in Schottland abweichende Vorschriften zum Testament gibt.
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Post by hafi on Jun 24, 2020 11:29:18 GMT
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ryanm
New Member
Posts: 3
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Post by ryanm on Jul 29, 2020 20:16:39 GMT
Als Info zum lesen: www.thegazette.co.uk/wills-and-probate/content/100237Ich würde davon asugehen (bin keineswegs ein Rechtsexperte), dass falls Du in UK lebst und Deinen Vermögensstand in UK hast, dass dann hier in allererste Linie UK Law als Erbrecht angenommen wird, es sei denn, es kann nachgewiesen werden, wie im Artikel beschrieben, dass Du ein gültiges Testament eines anderen Landes hinterlassen hast. Aber ohne Vermögensstand in Deutschland weiss ich nicht, wie man dann dem Deutschen Erbrecht vorrang gäbe wenn Dein Hab und Gut ausschliesslich in UK ist (aber: wie gesagt, bin bei weitem kein rechtsexperte). In einem UK Testament soll man, so weit ich weiss, auch einen Executor benennen, also eine Person oder Anwaltskanzlei (kostet gutes Geld) die als Verwalter in Erbsachen Dein Testament vollstrecken und Dein Vermögensstand dementsprechened verwalten und verteilen. Diese Person muss dann den Todesfall allen Banken, Versicherungen usw melden und auch ggf. deren Forderung erstmals in Empfang nehmen. Der Executor muss auch das Verfahren des Probate beantragen, welches das gesetzliche Verfahren ist mit dem in UK der Todesfall geregelt gesetlich geregelt wird. Mehr Infos gibt es hier: www.co-oplegalservices.co.uk/media-centre/articles-may-aug-2017/settling-estate-debts-during-probate/Wenn Dein Bruder also in Deutschland wohnt und des englischen nicht bestens mächtig ist, dann ist er vielleicht nicht die richtige Person um ihn in UK als executor für deinen Todesfall zu nominieren. Erkundige Dich dann auch z.B bei Co-Op Funeral services ob sie soclhe Arbeit übernehmen werden (wohl nur gegen Zahlung einer entsprechenden Versichrungsprämie). Ganz wichtig ist aber eben das Testemant. Gehe von Grunda davon aus, dass im Todesfall ohne Testement The Crown Deine Sachvermögen erben wird. Die Grundannahmen in UK wird wohl immer sein, das bei Todesfall das UK Recht zur Anwendung kommt, es sei denn die Gesetzeslage ist KLAR so, dass das Gesetz eines anderen Landes zur geltung kommt. Ohne Testament und Executor wird es wohl schwer sein in diesem Beriech Deine Interessen nach dem Tod geltend zu machen.
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Post by Katrin on Oct 5, 2020 8:00:29 GMT
Also, ein Testament ist auf jeden Fall wichtig. Wir haben unseres hier gemacht, allerdings steht das gleiche drin wie es auch in Deutschland würde.
Meine alleinstehende Schwägerin ist während der Pandemie im Ausland lebend gestorben und meiner Erfahrung nach ist die Asche, Beerdigung etc. das kleinste Problem auch wenn das natürlich auch organisiert werden muss. Allerdings holen Bestatter den Körper ab und kümmern sich drum, da muss man nicht unbedingt vor Ort sein. Schwieriger sind die praktischen Sachen: Wohnung auflösen zum Beispiel, Zahlungen, Verträge, Versicherungen etc kündigen. Vieles ist nicht mehr in Papierform und wahrscheinlich alles in einem Passwort geschützten Laptop und Telefon in die wir nicht reinkommen. Was ich nicht wusste ist, dass Banken einen bereavement service haben wo auch während Covid schnell einer dran geht und zumindest bei Lloyds sehr nett und hilfsbereit sind und wissen was als nächstes ansteht. Ohne jemanden vor Ort ist alles schwer abzuwickeln. Könnten nicht Freunde von dir einspringen und deinen Bruder unterstützen? Ansonsten würde ich vorschlagen zumindest ein Dokument zu haben mit Konten, Darlehen, Versicherungen, Utilities etc. dass er weiß wo alles ist. Kopie vom Testament natürlich auch.
Ich persönlich würde keinen Beerdigungsvertrag abschließen sondern höchstens Kontaktdaten bereit haben.
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