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Post by ricarda on Mar 30, 2023 12:16:05 GMT
Hallo zusammen,
Ich lebe in London als deutsche freiberufliche Künstlerin und ziehe gerade in Erwägung, mich wieder in Deutschland bei meiner Mutter anzumelden. Grund dafür ist Brexit und die klägliche Förderlandschaft fuer Kunst und Kultur in UK. Da ich in London mit meinem Freund zusammenlebe, kann und will ich jedoch nicht aus UK ganz verschwinden. Ich bin jedoch sowieso recht oft in Deutschland und habe zumeist Europäische Kunden.
Kennt sich jemand mit dieser Situation aus? Verliere ich automatisch meinen Pre-Settlement Status wenn ich mich in Deutschland anmelde?
Weiss jemand wie lange die Prozedur dauert sich in Deutschland anzumelden? Kennt sich jemand mit der double taxation treaty aus - wird das sehr kompliziert aus Freiberufler mit sehr wenig einkommen? Bisher musste ich noch keine Steuern zahlen in UK, da meine einnahmen so gering waren. Ist evtl ein*e Kuenstler*in hier, welche den Fall schonmal hatte?
Vielen lieben Dank vor ab fuer euren Rat und eure Einblicke!
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Post by klauspw on Mar 30, 2023 15:21:43 GMT
Das UK hat kein Meldesystem und es ist kein Problem wenn man auch wo anders angemeldet ist. ABER: wenn Du mehr oder weniger in DE residierst dann koenntest Du den preSS nach zwei Jahren Abwesenheit verlieren. Und wenn Du dann noch nach 5 Jahren evt. den vollen Settled Status/ILR erwerben moechtest muss Du zeigen das Du nicht zu lange Abwesend warst, der Antragsteller muss alles beweisen. Hier die offizielle UK Webseite zum Thema: www.gov.uk/settled-status-eu-citizens-families/switch-from-presettled-status-to-settled-status. Und falls Du mal die brit. Staatsbuergerschaft erwerben moechtest heisst das 5 Jahre UK residency nachweisen mit sehr wenig Abwesenheiten erlaubt! Aber das ist ne ganz andere Geschichte.... Wie lange DE Anmeldung dauert kann ich nicht sagen / weiss ich nicht. Vielleicht ganz einfach mal das zustaenduge Buergeramt in DE kontaktiren? Ueber Double Taxation wuerde ich mir jetzt noch keine Gedanken machen - oder doch falls Du grosse Einnahmen erwartest.
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Post by essexman on Mar 30, 2023 18:00:19 GMT
Bei einer Anmeldung in Deutschland wuerde ich mir vor allen Gedanken ueber die Beitraege zur Krankenversicherung machen, gerade bei Freiberuflichen kommt es wohl vor dass die KK dein vorraussichtliches Einkommen zu hoch einschaetzt und du dann (unnoetig - hier hast du ja den NHS und fuer Deutschland hoffentlich die EHIC/GHIC Karte) dafuer bezahlst.
Steuerlich bist du im UK ansaessig wenn du dich im Tax Year mindestens 183 Tage im UK aufgehalten hast. In Deutschland bist du nur unbeschraenkt steuerpflichtig wenn du deinen Lebensmittelpunkt in D hast. Wenn dein Freund hier wohnt und du auch noch >183 Tage im Jahr hier bist, wird das Finanzamt in D das sicher akzeptieren.
Das DTA regelt eigentlich nur auf welche Einkuenfte du wo Steuern zahlen musst. Wenn du sagst " habe zumeist Europäische Kunden." dann nehme ich an, du schickst den Kunden eine Rechnung und bekommst dann eine Zahlung auf dein (englisches) Konto? Wenn du dann auch noch in UK steuerpflichtig bist, hast du mit dem deutschen Finanzamt eigenlich nichts zu tun (es sei denn, du hast Mieteinnahmen in D).
Im Endeffekt kommt es darauf an ob du dich mehr im UK oder in D aufhaeltst. Bei geringen Einkommen ist sicher das UK besser da die Personal Allowance hier hoeher ist als in D und keine KV Beitraege anfallen. Am besten selber mal nachrechnen. Brutto/Netto Rechner gibt es sowohl fuer D als auch UK massenweise im Internet
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Post by pontrosina on Mar 31, 2023 7:52:23 GMT
Hi Ricarda, bin mit der ersten Fähre nach Corona zurück nach Deutschland, weil mir unter anderem die Versorgung über den NHS zu dürftig war. Von der unfähigen Diagnostik und Behandlung habe ich bis heute nach zwei Jahren eine geschwollene Hand zurückbehalten. Während meiner Zeit als Altenpflegerin im UK habe ich bei meinen Klienten ähnliche Geschichten gesehen. Sogar Hautkrebs wurde monatelang als Ekzem behandelt. Dieser Freund (heute 56) wäre längst tot, wenn er sich nicht in eine teure Privatbehandlung inkl. OP begeben hätte. Ich wollte zurück in die deutsche Krankenkasse, was mit sechs Wochen Wartezeit verbunden war. Diese Wartezeit jedoch muss man vom Einreisetag an bezahlen. Da ich auch Geringverdiener bin, sind das monatlich um die 200 Euro für KV. Sämtliche Freunde und Bekannte, die länger im Ausland gelebt haben und auch noch dort leben, sind nach ähnlichen Erfahrungen in die deutsche Krankenkasse zurückgegangen. Wenn das Alter fortschreitet, wird das einfach immer wichtiger.
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